13.11.2021
Kunstkritik I Das Schweigen I EUROPEAN CULTURAL NEWS
Dr.in Michaela Preiner

Man kann es sich im Leben leicht machen und man kann es sich im Leben schwer machen. Manches aber, was vermeintlich schwer aussieht - ist für denjenigen, der es macht, offenbar ein Kinderspiel.

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Das Schweigen

Nathalie Sarraute

Dávid Paška, Regie
Julius Leon Seiler, Bühnenbild
Maria-Lena Poindl, Kostüme

Es spielen
Tilman Tuppy
Nils Hausotte
Katharina Rose
Ella Morgen
Matthäus Zaborszyk
Etienne Halsdorf
Ruben Sabel
Seide Noffke
Julien Colombet*
*als Gast

Licht / Ralf Sternberg
Musik / David Lipp & Stephan Gammon
Regieassistenz / Ben Seegatz
Regiehospitanz / Moritz Scheucher
Fotos / Lalo Jodlbauer

Termine
Mi. 3.11.2021 - 19 Uhr
Do. 4.11.2021 - 19 Uhr
Fr. 5.11.2021 - 19 Uhr
Sa. 6.11.2021 - 16:30 Uhr
Adresa:
Schlosstheater Schönbrunn
I Schönbrunner Schlossstrasse 47 | 1130 Wien

Über das Stück

Jean Pierre schweigt. Was zu Beginn nur ein seltsamer Spleen zu sein scheint, eine ungewöhnliche Zurückhaltung, entwickelt eine unerwartet intensive Wirkung auf den Rest der Gesellschaft. Dieses beharrliche Schweigen stellt die Regeln einer konventionellen Unterhaltung auf den Prüfstand und bringt alle anderen Figuren dazu, mehr von sich preiszugeben, als sie eigentlich wollen.

"Das Schweigen" entstand in den 1960er Jahren als Hörspiel für den Sender Radio Stuttgart. Nathalie Sarrautes Schreiben ist von einer Innerlichkeit geprägt, die dem Wesen des Theaters, das vom Äußern innerer Vorgänge lebt, zunächst widerstrebt. Wie in vielen anderen ihrer Werke gibt es kaum Charaktere, die Figuren tragen Bezeichnungen statt Namen und die Handlung bleibt minimal. Sarraute legt den Fokus vielmehr auf die Sprache und alles, was zwischen den Zeilen mitgemeint wird. Sie meint: "Im Dialog, der ein rein realistischer zu sein scheint, muss man das zeigen, was es in Wirklichkeit unterhalb des Dialoges gibt." Auf diese Weise werden die vielfältigen Impulse und Konflikte des Untergesprächs zum gesprochenen Dialog.

Die Aktualität dieses Stücks macht es zur Kritik und Selbstanzeige unserer Zeit der inhaltlosen Inhalte, in der jeglicher Diskurs (politisch oder nicht) untrennbar vom Konstrukt des Klassendenkens ist. Diejenigen, die sich heute als die intellektuelle und ideologische Elite präsentieren, stehen in direktem Konflikt mit dem heutigen Schweiger. Das Schweigen selbst ist aber zeitlos.